Stimmausdruck und Interpretation

In meinem Gesangsunterricht erlebe ich es nur selten, dass Anfänger eine gute Bühnenpräsenz haben, d.h. man ist stark im Ausdruck, weiß was man dem Zuhörer vermitteln, was man ausdrücken möchte und gestaltet dementsprechend seinen Song. Jetzt spreche ich noch nicht mal davon, dass Sie sich beim Singen auch selber leben. Ja, so umfangreich kann Singen sein, so komplex, so atemberaubend … in der Kids´ Sprache: einfach nur geil!!
Wenn ein Sänger es schafft, gut im Ausdruck und in der Interpretation zu sein und gleichzeitig loslassen kann vor Publikum, dann ist er vom Beifall nicht mehr abhängig. Er ist einfach nur er selbst, lässt rollen und das zieht magisch an. Wenn ich als Sängerin anfange mich massiv auf Applaus zu konzentrieren, habe ich schon verloren. Das kann ein Teufelskreis sein, wenn ich von der Musik leben möchte. Aber so weit sind wir ja noch nicht. Alles schön der Reihe nach und …wie ein weiser Mann aus Indien mal sagte: „And above all don´ t wobble“ – „Vor allem nicht wackeln“, einfach langsam seinen Weg gehen, Schritt für Schritt, dann ist alles gut.
Ein Sänger muss immer wieder aufs Neue seine Mitte austarieren, muss seine Balance finden mit dem Publikum und dem, was für ihn wichtig ist. Mir hat da die Meditation enorm geholfen, um nicht in die Falle zu tappen vor dem Vorhang zu glänzen und dahinter von allen möglichen Drogen abhängig zu werden. Wer für sich mitbekommt, als Künstler im Feld der Fremdbestimmtheit unterwegs zu sein, kann über die Musiktherapie sehr schnell wieder spüren lernen, wofür sein Herz wirklich schlägt. Das ist kein Hexenwerk. Man darf mögliches Unwohlsein nicht solange aufschieben.

Zurück